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Hier meine Rede vor dem Kreistag vom 30.06.2023:

Was ist größer als die Sorge vor dem Wolf?

Die Sorge vor der AfD.

Man kann sich dieses Eindrucks nicht verwehren, wenn man sich das Abstimmungsverhalten des Kreistages und des Umweltausschusses in ihren jeweils letzten Sitzungen anschaut.

Dabei sind die durch den Wolf verursachten Probleme gerade auch in unserem Landkreis ganz erheblich. Ich werde hier nicht noch einmal die ganzen bedrohlichen Nahbegegnungen und Rissereignisse des letzten halben Jahres darlegen.

Nur so viel: Allein seit Beginn des Jahres 2023 bis letzte Woche hier in unserem Heidekreis schon wieder 26 tote und 14 verletzte Weidetiere durch den Wolf.

Das kann so nicht weitergehen, meine Damen und Herren!

Die Weidetierhaltung ist akut in ihrem Fortbestand bedroht.

Und die Sicherheit bzw. das Sicherheitsgefühl der Menschen ebenso.

Das hier ist die Rissliste des Landes Niedersachsen. Ich habe sie schon letzte Woche in der Landtagsdebatte hochgehalten. Alle gemeldeten Risse seit 2008: 3364 tote, 669 verletzte und 280 verschollene Tiere. 46 Seiten grausames Tierleid! Bei lebendigem Leibe angefressen oder aufgefressen.

Wie weit soll diese Liste noch anschwillen?

Unsere Vorfahren würden verständnislos den Kopf schütteln, wenn Sie sehen würden, wie weit wir es in unserer heutigen Zeit haben kommen lassen!

Die Überschrift der besagten Debatte im Landtag lautete übrigens: Stillstand in der niedersächsischen Wolfspolitik. Ja, Stillstand. Genau dies dürfte der Grund sein, weshalb laut gestriger Pressemeldung der Herr Ministerpräsident das Thema Wolf zur Chefsache erklärt hat. Jedoch: In Hannover sind jetzt erst mal 7 Wochen Sommerpause. Aber diese Rissliste hier: Die kennt keine Sommerpause. Sie wird erbarmungslos weiter anwachsen!

Dem gilt es sich entgegen zu stellen. Es bedarf eines Impulses von der Basis. Aus den betroffenen Landkreisen. Und unser Heidekreis steht hier nicht allein da:

Am 25. April ist im Kreistag unseres Nachbarlandkreises Uelzen etwas sehr Beachtliches geschehen: Die sog. Uelzener Erklärung zum Wolf ist EINSTIMMIG beschlossen worden.

Ja, von ALLEN Parteien. SPD, CDU, AfD, FDP, Freie Wählergemeinschaften. Und sogar von den Grünen! Bei einer Enthaltung.

Diese Uelzener Erklärung ist also offenkundig absolut mehrheitsfähig!

Und sie ist auch inhaltlich sehr gut: Sie enthält die eindringliche Forderung nach einem Eintritt in ein regional differenziertes, aktives Wolfsmanagement und listet die dazu erforderlichen Schritte der einzelnen beteiligten politischen Entscheidungsebenen klar und deutlich auf.

Der Text meines Änderungsantrages zu meinem Resolutionsantrag zum Wolf ist genau an diese Uelzener Erklärung zum Wolf angelehnt. Der Landrat des Landkreises Uelzen hat diesen Resolutionstext am 9. Mai an viele andere Landräte gemailt – verbunden mit den besten Grüßen und dem sinngemäßen Vorschlag, es dem Landkreis Uelzen nachzumachen.

Genau diesem Geist möchte ich damit Rechnung tragen. Die Uelzener Erklärung bricht sich gerade auch in einer Reihe anderer Landkreise Bahn: Sie ist in den Landkreisen Celle und Rotenburg vor zwei Tagen mit jeweils deutlichen Mehrheiten verabschiedet worden. Im Landkreis Lüneburg ist die Uelzener Erklärung zum Wolf ebenfalls schon eingebracht worden. Selbst im weit entfernten Kreis Aurich hat sie kürzlich eine Mehrheit gefunden.

Jeweils von den unterschiedlichsten Parteien bzw. Parteiengruppierungen. Wer das Thema halt gerade am schnellsten aufgegriffen hat. Und welche Partei nun oben drauf steht – das ist eigentlich auch unerheblich, denn allen geht es um die Sache.

Was ja auch die jeweils bereits erzielten deutlichen Mehrheiten zeigen.

Und hier im Heidekreis? Hier wurde die Uelzener Erklärung nun ausgerechnet von der AfD eingebracht. Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass deshalb so mancher von Ihnen sich mit der Sache schwer zu tun scheint.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte fragen Sie sich:

Macht es den Resolutionstext inhaltlich schlechter?

Sind damit die durch den Wolf im Heidekreis verursachten Probleme plötzlich doch nicht mehr so gravierend?

Sollen die vom Wolf betroffenen Menschen deshalb nicht durch eine so starke Resolution den Rücken gestärkt bekommen?

Sollten wir uns also nicht dem starken Ruf aus unseren Nachbarlandkreisen anschließen?

Ist es allen Ernstes dieses Bild, was Sie den Betroffenen in unserem Heidekreis anbieten wollen?!?

Wollen Sie tatsächlich auch zukünftig alle Anträge der AfD ungeachtet ihres Inhaltes beiseite wischen? Letzten Sommer hatten wir das bei meinem Antrag nach einer zweiten Bürgerfragestunde. Der heutige Antrag wird gewiss nicht der letzte gewesen sein.

Hier liegt abstimmungsbereit auf dem Tisch:

Eine aktuelle Resolution.

Eine fachlich fundierte Resolution.

Eine Resolution, die quasi wortgleich denen unserer Nachbarlandkreise entspricht. Damit wir aus dem gesamten Raum der Lüneburger Heide mit einer einheitlichen klaren Stimme sprechen können!

Und Sie zieren sich.

Es wurde verwiesen auf eine ja bereits vorliegende Resolution, die dieser Kreistag anno 2019, also noch in der alten Legislatur, verabschiedet hat. Die jetzt zur Debatte stehende Resolution sei doch vermeintlich nichts Neues.

Jetzt mal im Ernst: Haben Sie sich Ihre alte Resolution mit den Augen von heute mal angeguckt? Die ist über vier Jahre alt und stimmt zum Teil schon gar nicht mehr. Beispielsweise, dass im Heidekreis die größte Wolfsdichte Niedersachsens herrsche. Außerdem heißt es dort, es müsse geprüft werden, ob der Wolf ins Jagdrecht gehöre. Liebe Kreistagskollegen, seit letztem Jahr IST der Wolf im Jagdrecht. Dass er aktuell noch keine Jagdzeit hat, ist ein anderes Thema. Aber: Ihre alte Resolution ist echt völlig veraltet!

So, und jetzt legen Sie mal die Uelzener Erklärung zum Wolf daneben und vergleichen die beiden Texte. Die Uelzener Erklärung zum Wolf ist von viel höherer Qualität. Das ist fachlich eine ganz andere Liga!

Das erkennt auch jemand, der nicht wie ich 20 Jahre Berufserfahrung als Lehrer hat. Klare Handlungsaufforderungen an die Europäische Kommission, an die Bundesregierung, an die Landesregierung. Wer hat wen aufzufordern und was festzustellen.

Plus die klare Aufforderung, den Wolf von Anhang IV in Anhang V der FFH-Richtlinie zu übernehmen.

Alles Details, die Ihre alte Resolution NICHT aufweist und stattdessen allenthalben mit einem prosaischen Text daher kommt.

Tun Sie den vielen vom Wolf betroffenen Menschen hier in unserem Heidekreis den Gefallen und bieten Sie ihnen etwas Besseres an!

Das Bessere liegt hier heute zur Abstimmung auf dem Tisch.

Ihre Parteikollegen in den umliegenden Landkreisen haben sich ja auch gerade einen Ruck gegeben.

An dieser Stelle eine Bitte an die Pressevertreter hier im Raum: Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie nun auch endlich einmal darüber berichten würden, welch relevanter Beratungsgegenstand hier heute zur Abstimmung steht. Und dass diese Resolution Baustein eines hoch aktuellen starken Statements einer ganzen Region sein kann! Informieren Sie die Bürger, sie haben es verdient!

Noch ein besonderer Hinweis an die Kollegen von CDU und FDP: Am 17. Mai, exakt eine Woche, nachdem ich hier bei uns im Heidekreis die Uelzener Erklärung eingebracht habe, haben Ihre Parteikollegen in unserem Nachbarlandkreis Rotenburg die selbe Erklärung dort eingebracht. Ja, liebe CDU, liebe FDP, Sie haben hier also in wenigen Minuten die Chance, exakt dem Antragsinhalt ihrer Rotenburger Parteikollegen zuzustimmen. Ist das nicht wunderbar?

Sollten Sie aber – wie möglicherweise noch etliche andere aus unserem Kreistag – darauf beharren, dass hier im Heidekreis Ihre Resolution aus 2019 doch ausreichen würde und überhaupt: Sie seien ja die ersten gewesen und dieser Aufschlag würde hier für den Heidekreis doch reichen und man müsse das doch jetzt nicht erneuern und die WZ hat das doch auch schon so geschrieben… Ja, dann habe ich für Sie alle jetzt noch ein besonderes Schmankerl:

Im Kreistag Celle wurde 2017 ein Resolutionsantrag zum Thema Wolf mehrheitlich angenommen. Hier isser! Eingereicht wurde er unter anderem von der CDU und der FDP.

Tja, liebe Abgeordnete von CDU und FDP, sie sehen: In unserem Nachbarlandkreis Celle begnügen sich Ihre Parteikollegen eben NICHT mit ihrer eigenen veralteten Resolution. Sondern haben gerade vor zwei Tagen der neuen Resolution zugestimmt. Meinen Respekt an Ihre Parteikollegen aus Celle. Die haben die Zeichen der Zeit erkannt!

Zeichen der Zeit – mit diesem geflügelten Wort möchte ich den Bogen schlagen zum Beginn meines Wortbeitrages:

Wir haben jetzt eine echte Chance, vernünftige Sachpolitik über Partei- und Landkreisgrenzen hinaus zu machen. Bei der ganz viele vom Wolf betroffenen Menschen da draußen anerkennend nicken und dies lobend anerkennen werden.

Ich möchte herzlich dafür werben, diese Menschen nicht zu enttäuschen.

Vielen Dank.